Dezember 29th, 2011 by admin

Andalusien, die südlichste Provinz Spaniens, hat eine der wechselvollsten Vergangenheiten in der Geschichte des europäischen Festlandes. Aufgrund der strategischen Bedeutung der Straße von Gibraltar als Brücke zwischen Afrika und Europa war Andalusien immer ein Hauptdurchgangspunkt für die unterschiedlichsten ethnischen Gruppen, vor allem in der Zeit der Völkerwanderung zwischen dem 4. Jahrundert und dem 8. Jahrhundert.

Alle Siedler und Eindringlinge hinterließen ihre kulturellen und architektonischen Spuren in der Region, wodurch diese zu einen Schmelztiegel von verschiedenen kulturellen Einflüssen wurde.

Der Flamenco ist das bemerkenswerteste Beispiel, das aus dieser exotischen und faszinierenden, jahrhundertelangen Vermischung der Kulturen hervorging. Er entwickelte sich seit dem 14. Jahrhundert vermutlich aus indischen, griechischen, christlichen, mozarabischen und maurischen Einflüssen und entstand in dem sogenannten triángulo del flamenco zwischen Sevilla, Jerez de la Frontera und Cádiz.

Im Laufe der Jahrhunderte hat Andalusien viele Eroberer und Händler kommen und gehen sehen, darunter die Phönizier, die Karthager, die Römer, die Vandalen und die Westgoten. Das 7. Jahrhundert markierte der Beginn einer 500 Jahre langen maurischen Herrschaft. Während des Mittelalters genoss Andalusien eine Zeit der kulturellen und wirtschaftlichen Blüte. Kunst und Wissenschaften wie Astronomie, Medizin, Philosophie und Mathematik blühten unter maurischer Herrschaft auf.

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Zwischen dem 7. Jahrhundert und dem 12. Jahrhundert erlebte Andalusien eine der längsten Perioden von religiöser und politischer Toleranz zwischen Christen, Muslimen und Juden in der Geschichte des europäischen Festlandes. Dieses Klima der wechselseitigen Toleranz und des gegenseitigen Respektes und die relative religiöse und kulturelle Freiheit beförderte den kulturellen Austausch zwischen allen ethnischen Gruppen.

Die jahrhundertelange maurische Herrschaft und die kulturelle Blütezeit wurden mit dem Fall von Sevilla im Jahre 1248 erheblich geschwächt und endgültig beendet, als die letzte verbliebene islamische Hochburg, Granada, von der katholischen Königen Spaniens während der christlichen Reconquista im Jahre 1492 zurückerobert wurde.

Die Invasion von Andalusien durch die Umayyaden im 7. Jahrhundert hatte eine sehr starken, jahrhundertelangen Einfluss von maurischem Baustil in die andalusische Architektur zur Folge. Die bekanntesten Beispiele für diesen sogenannten Kalifal-Stil finden sich in Granada, Córdoba und Sevilla.

Ein eindrucksvolles historisches Bauwerk ist die Alhambra in Granada, ein maurischer Palast und Festungskomplex an den Ausläufern der Sierra Nevada. Ihr Bau begann bereits im 8. Jahrhundert. Während der Dynastie der Nasriden im 12. Jahrhundert wurde sie erheblich ausgebaut.

Die Festung (Alcazaba), die Nasridenpaläste (Palacios Nazaries), die Gärten des Generalife (Palacio de Generalife) und der Löwenhof (Patio de los Leones) bestechen mit ihren verschwenderischen, prunkvollen Architektur im mozarabischen und Mudéjar-Stil. Die Alhambra wurde von der UNESCO im Jahre 1984 zum Weltkulturerbe erklärt.

Ein wahres Meisterwerk der maurischen Baukunst ist die Mezquita in Córdoba, die ehemalige Aljama Moschee. Sie wurde auf den Ruinen der westgotischen Basilica San Vicente (Basílica Visigótica de San Vicente) in der Zeit zwischen dem 8. Jahrhundert und dem 10. Jahrhundert unter dem Emirat und Kalifat von Córdoba in Umayyadischen Stil gebaut. Nach der Eroberung von Córdoba durch die katholischen Könige von Spanien im Jahre 1236 wurde die Mezquita als Kathedrale von Córdoba (Catedral de la Mezquita de Córdoba) geweiht und dient bis heute als römisch-katholische Kathedrale.

Ein weiteres spektakuläres Beispiel für maurische Architektur ist die Giralda in Sevilla, ein früheres Minarett der almohadischen Moschee, die in den Jahren von 1184 bis 1198 gebaut wurde. Im Jahre 1248 fiel Sevilla während der christlichen Reconquista in die Hände der katholischen Könige von Spanien. In den Jahren von 1401 bis 1519 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Moschee die römisch-katholische Kathedrale von Sevilla (Catedral de Santa María de la Sede), errichtet.

Dabei wurde die Giralda in einen Glockenturm umgewandelt. Die Kathedrale von Sevilla besticht mit ihrem gotischen, barocken, maurischen und Renessaince-Stil und ihren atemberaubenden Beispiele von gotischer Schnitzkunst. Hier können außerdem eine große Sammlung von religiösen Skulpturen, Schmuckstücken und Gemälden und das vermeintliche Grab von Christopher Columbus bewundert werden. Das Bauwerk ist die größte mittelalterliche gotische Kathedrale der Welt und ist ein Pflichttermin für jeden Liebhaber von mittelalterlicher gotischer Kirchenarchitektur.

Eine weitere faszinierende historische Sehenswürdigkeit ist der Alcázar von Sevilla (Alcázares Reales de Sevilla) mit dem Jungfrauenhof (Patio de las Doncellas). Der Palast der Katholischen Könige von Spanien besticht mit seinem mozarabischen, gotischen, Mudéjar- und Renaissance-Stil. Der Alcázar wurde in der Zeit vom 12. Jahrhundert bis zum 17. Jahrhundert auf dem Gelände des früheren almohadischen Palastes Al Muwarak gebaut.

Der Alcázar und die Kathedrale von Sevilla wurden von der UNESCO im Jahre 1987 zum Weltkulturerbe erklärt.

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